Radfahren Oberstdorf – Ulm

Iller Radweg 23.07. – 26.07.20

Am Donnerstag, dem 23. Juli 2020, fuhren 8 Teilnehmer mit der Bahn von Nürtingen über Ulm nach Oberstdorf. Am Bahnhof erwarteten wir die restlichen 7 Teilnehmer, die mit dem Auto angereist sind. Erika begleitete uns die kommenden Tage mit ihrem Auto, so dass wir nur mit unserem Tagesgepäck radeln mussten. Matthias brachte unsere Räder auf dem Radanhänger dort hin. Nach dem Abladen der Fahrräder begann die erste Etappe mit 14 Radler. Nach etwa 2 Kilometern in nördlicher Richtung kamen wir zum Illerursprung. Hier fließen die drei Flüsse Breitach, Stillach und Tretach zusammen und bilden die Iller. Mit einer Länge von 147 Kilometern ist die Iller der größte Fluss des Oberallgäus. Sie mündet in Ulm in die Donau. Am Illerursprung befindet sich ein Bronzeguss eines Oberstdorfer Künstlers. Das Kunstwerk zeigt drei weibliche Figuren, die horizontal übereinander liegend mit den ausgetreckten Armen flussabwärts weisen, sie symbolisieren die Flüsse Breitach, Stillach und Tretach. Gemächlich und ruhig fließt die Iller als türkisblauer Fluss dahin und immer wieder eröffnen sich wunderbare Ausblicke auf die Alpen, das Rubihorn, Gaisalphorn und Grünten. Am nahe gelegenen ErlebnisGolfPark in Fischen legten wir unsere erste Pause ein. Nach der Stärkung radelten wir weiter, an Sonthofen und am Ortwanger-, Weidach-, Inselsee vorbei, ins schmucke Ortszentrum von Immenstadt. Nach einer ausgiebigen Pause und gesättigt von den vielen Eindrücken erreichten wir am frühen Abend unser erstes Übernachtungsquartier in Thanners. Im Gasthof „Beim Haxenwirt“ gabs deftiges Essen und wie der Gasthofsname schon sagt: Haxen satt!!! Den lauen Sommerabend genossen wir bis spät in den Abend hinein.

Ausgeruht und gestärkt starteten wir am zweiten Tag um 9.00 Uhr. Durch Martinszell, Rauns und vorbei an Wiesen und Viehweiden radelten wir Richtung Kempten. In der Region südlich von Kempten sind bereits seit dem 15. Jhd. Papiermühlen an der Iller nachweislich belegt. Auf 5 Flusskilometern wurden bis zu 7 Mühlen betrieben. Nach Stilllegung der Fabriken begann der Bau von Kleinkraftwerken zwecks Stromgewinnung als Wasserkraft. Bis heute werden solche Kraftwerke betrieben und zum Teil neu ausgebaut. An so einem Wasserkraftwerk kamen wir kurz vor Kempten vorbei, das 2010 fertiggestellt und 2011 mit einem Architektenpreis ausgezeichnet wurde. Am späten Vormittag erreichten wir das Stadtzentrum von Kempten. Am Rathausplatz machten wir unsere Räder dingfest und erkundeten zu Fuß die Sehenswürdigkeiten. Kempten wurde im Jahr 18 n. Chr. als Kambodounon erstmals schriftlich genannt und ist damit eine der ältesten Städte Deutschlands. Im 13. Jahrhundert wurde Kempten von Rudolf von Habsburg zur Reichsstadt ernannt. In dieser Zeit kam es zur Teilung der Stadt. Danach war Kempten fast sechshundert Jahre eine rivalisierende Doppelstadt: eine freie Reichstadt, die vom Bürgertum unterstützt wird, und eine Stiftstadt, die dem Fürstabt unterstellt ist. Die heute erhaltene Fürstäbtliche Residenz entstand ab der Mitte des 17. Jhd. Die barocke Anlage war als Kloster und zugleich Fürstsitz erbaut. Daneben befindet sich eine 3,4 ha große Parkanlage, den sogenannten Hofgarten. Kempten bietet noch weitere historische Besonderheiten wie die mächtige St. Lorenz-Basilika, die St.-Mang-Kirche und das Rathaus etc.. Um 13:30 Úhr trafen wir uns alle wieder am Rathausplatz. Prompt setzte heftiger Regen ein, der uns am weiterradeln hinterte. Doch es war nicht langweilig, wir standen direkt am Standesamt und es war für uns amüsant zu beobachten, wie sich dort einige Paare die Klinke in die Hand gaben. Nachdem der Regen langsam nach ließ radelten wir los, doch wir kamen nicht weit und mussten wieder unterstehen. Gegen 14:30 Uhr hörte der Regen endlich auf. Der gekieste Radweg war vom Regen aufgeweicht und dreckig, so dass mancher Radler schlingernd durch das Kiesbett fuhr! Kurz nach Krugzell verließen wir die Iller und ein geteerter Radweg führte uns bergan Richtung Altusried. In dem Ort versorgten wir uns noch mit Getränken für den nächsten Tag. Im Gasthof „Zur Sonne“ wurden wir mit einem Augen.- und Gaumenschmaus-Essen bestens versorgt. Anschließend mussten wir noch etwa 2 Kilometer zu unserem Übernachtungsquartier „s‘gschlief“ radeln, das wir gegen 19:30 Uhr erreichten. Der Empfang war herzlich und wir konnten dort unsere verschmutzten Räder mit einem Wasserschlauch abspritzen. Werner musste an dem Abend noch zur Notaufnahme ins Krankenhauses Kempten gebracht werden, da er sich bei einem Sturz auf regennasser Straße in Kempten den linken Ellbogen verletzte. Er bekam einen Gips verpasst und somit war für ihn die weitere Radtour zu Ende.

Der dritte Tag war der sonnigste aber kilometermäßig auch der längste. Es lagen ca. 65 Kilometer von Altusried bis Dietenheim vor uns, aber die ersten 16 Kilometer bis Illerbeuren waren die heftigsten. Denn das Allgäu ist bekanntlich hügelig und da geht es mal rauf und mal runter. Etwa 2 Kilometer hinter Altusried kamen wir zu einer besonderen Attraktion, zum sogenannten Illerdurchbruch bei Kalden, hier zieht die Iller eine Schleife, die als Naturschauspiel gilt. 60m hohe Felsen säumen den Fluss, der sich hier über Jahrhunderte einen Weg durch die Gesteinsmassen geschaffen hat. Vorbei an Weilern, Gehöften, Wiesen und Viehweiden, genossen wir die weiten Ausblicke in die herrliche Gegend, bevor wir nach Maria Steinbach hinunter rollten. Unser Ziel war die Wallfahrtskirche, ausgestattet mit einer hervorragenden Akustik, was einige singende Teilnehmer bestätigen konnten. Nachdem wir die Höhe wieder erreicht hatten, bot sich ein fantastischer Blick: im Vordergrund die erhabene Wallfahrtskirche und im Hintergrund die Allgäuer Alpen. Von nun an gings zum Teil steil bergab nach Illerbeuren. Bedingt durch eine Reifenpanne von Sebastians Fahrrad kamen wir zeitverzögert im Schwäbischen Bauernhofmuseum, das bereits im Jahr 1955 gegründet wurde, an. Nach einer erfrischenden Pause im Biergarten des historischen Museumsgasthofs Gromerhof ging es bis Ferthofen hügelig weiter. Dort gelangten wir wieder an die Iller, dieser folgten wir, bis wir unser nächstes Ziel Buxheim nach 14 km am frühen Nachmittag erreichten. Im Seecafe am Buxheimer Weiher machten wir eine ausgiebige Essenspause. Immer flussnah und manchmal auf üblen schottrigen Teilstrecken fahrend, ließen wir Kirchdorf, Dettingen, Kellmünz und Kirchberg hinter uns. Auf Höhe von Altenstadt verließen wir die Iller und radelten an Feldern vorbei nach Balzheim. In Balzheim wurden wir um 19:30 Uhr im Gasthof Löwen erwartet. Ausgeruht und gestärkt vom Essen, meisterten wir noch lässig die letzten 4 km bis zu unserem Übernachtungsquartier in Dietesheim. Den Abend verbrachten wir feuchtfröhlich auf der Hotelterrasse und ließen dabei die letzten Tage Revue passieren.

Der 4. Tag war Endspurt. Etwa 28 km bis Ulm lagen vor uns. Wir kehrten nicht zum Iller-Radweg zurück sondern radelten über Land. Durch die Dörfer Regglisweiler, Wangen und Illerrieden kamen wir bei Illerkirchberg wieder auf den lIller-Radweg. Diesem folgten wir bis Wiblingen. Ein kurzer Stopp am Kloster Wiblingen musste sein, um danach auf dem gekiesten Dammweg und mit weitem Fernblick auf das Ulmer Münster die Mündung der Iller in die Donau zu erreichen. Noch ein kurzes Stück und wir passierten das Erlebnisbad Wonnemar (Donaubad) in Neu-Ulm. Hier endete unsere viertägige Radtour. Unseren Abschluss machten wir in Done’s Biergarten, der in einer Schrebengartenanlage liegt. Matthias war bereits mit dem Radanhänger vor Ort. Bevor der Regen einsetzte, konnten die Räder beladen werden.Während des Essens wurde der Regen immer heftiger und so waren wir froh, dass wir unter einem Zeltdach saßen. Für 8 Personen gings zu Fuß zum Hauptbahnhof Ulm um mit der Bahn die Heimreise anzutreten. Die übrigen 7 Personen fuhrenmit den Auto‘s nach Hause.             Insgesamt wurden 168 km geradelt.